Corona-Crash: Ist jetzt eine historische Chance um Aktien zu kaufen?
Der Coronavirus lässt weltweit die Kurse einstürzen.
Jeden Tag schwanken die Kurse. Stand jetzt hat der DAX in etwa einem Monat über 35% an Wert verloren. Der US-amerikanische Aktienindex S&P500 - der wichtigste der Welt - liegt etwa 30% im Minus, der internationale Aktienindex MSCI World auf dem gleichen Niveau.
Das sind Einstürze, die so immer wieder in unregelmäßigen Abständen vorkommen, aber nur sehr selten in so einer kurzen Zeit.
Die Frage ist: Wie reagierst du darauf? Solltest du dich möglichst weit fern von den Aktienmärkten halten oder haben wir hier eine historisch günstige Kaufchance vor uns?
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Diese Frage möchte ich dir heute beantworten und dir einen konkreten Entscheidungsplan mit an die Hand geben. Du erfährst hier:
- Die Nachkauf-Falle: Warum blindes Nachkaufen bei gefallenen Kursen oft falsch verstanden wird
- Wie du den wahren Wert eines Investments ermittelst (und den Unterschied zum Preis erkennst)
- Eine simple Frage, die dir in der aktuellen Situation den Weg weist
- Den Entscheidungsplan, mit dem du für dich systematisch entscheidest, wie du jetzt weiter vorgehst und investierst
- Wo aktuell Chancen liegen, wie Experten handeln (u.a. Warren Buffett) & was ich selbst jetzt mache
- 5 Tipps & Lektionen für die aktuelle Börsenphase
#1 – Facts first: Wie schlimm ist es aktuell?
Um den Crash ins Verhältnis zu setzen: In der Finanzkrise lag der Maximum Drawdown bei ca. 50%, in der Eurokrise 2012 bei ca. 20%, zur Dotcom-Blase bei etwa 66%. Wir befinden uns also jetzt gerade vom Ausmaß her zwischen Finanzkrise 2008 und Eurokrise.
Lenin hat einmal passenderweise gesagt:
„There are decades when nothing happens; and there are weeks when decades happen.“
Übrigens: 2 der 6 Tage mit den stärksten Kursrücksetzern im US-Aktienmarkt seit 1928 (!) waren letzte Woche. Wow.
- 19. Oktober 1987: -20,5 %
- 28. Oktober 1929: -13,0 %
- 16. März 2020: -12,0 %
- 29. Oktober 1929: -10,2 %
- 6. November 1929: -9,9 %
- 12. März 2020: -9,5 %
Widmen wir uns damit der Frage: Haben wir nun eine historische Chance zum Investieren?
#2 – Im Crash nachkaufen: Das musst du vorher wissen
Viele Anleger sehen die Börsenkurse der Vergangenheit. Dabei sehen sie die Crashs der Vergangenheit und stellen sich vor, wie sie zu der jeweiligen Zeit wie selbstverständlich investiert hätten. Sie hätten günstig nachgekauft, wenn es sich keiner getraut hat.
Soviel die Theorie.
Theorie vs. Praxis des Nachkaufens
In der Praxis haben Anleger in diesen Phasen Panik. Es tut verdammt weh, genau dann zu investieren, wenn die Kurse im freien Fall und die Medien voll mit Negativschlagzeilen sind.
Dazu kommt ein anderer Punkt:
Nach gefallenen Kursen zu kaufen bedeutet nicht automatisch auch günstiger zu investieren.
Ein gefallener Kurs macht eine Aktie nicht automatisch günstiger
Viele Anleger freuen sich, wenn die Kurse um 10% fallen. Sie haben das Warren Buffett Mindset verinnerlicht und denken „Ja, hervorragend, ich bekomme 10% Rabatt auf die Aktienanteile!“
Diese Denkweise ist prinzipiell gut und viel besser als Panik. Aber sie konzentrieren sich nur auf den Preis einer Aktie oder des Aktienmarktes und verkennen einen anderen entscheidenden Faktor: Den Wert.
Eine Aktie kann um 10% gefallen sein. Aber wenn gleichzeitig der Wert des Unternehmens, der sich aus seiner Ertragskraft ergibt (mehr dazu gleich), um 20% sinkt, ist die Aktie nun teurer geworden. Der Preis ist zwar gefallen, der Wert aber umso stärker. Im Verhältnis zahlst du also nun mehr.
Außerdem: Es könnte sein, dass eine Aktie vorher 50% zu teuer bewertet war. Wenn nun der Wert gleich bleibt, der Kurs aber um 20% fällt, ist die Aktie immer noch um 30% zu teuer bewertet – mehr zu diesen Konzepten gleich.
Auf die aktuelle Situation rund um den Coronavirus bezogen bedeutet das: Nur, weil die Kurse gefallen sind, heißt es nicht automatisch, dass Aktien auch günstiger geworden sind.
Um das herauszufinden müssen wir etwas tiefer auf die Aktienmärkte schauen und verstehen, wie Preis und Wert miteinander zusammenhängen. Denn dann kannst du realistisch abschätzen, wie stark kurzfristige Effekte den fairen Wert eines Unternehmens beeinflussen sollten.
Zuerst nähern wir uns über die finanzmathematische Seite – keine Angst, du musst keine Modelle auswendig lernen – und dann über eine simple Faustformel.
#3 – Diese beiden Faktoren musst du jetzt unterscheiden
Es gibt zwei unterschiedliche Theorien zur Preisbildung an den Aktienmärkten in der Finanzwissenschaft, die beide durch Wirtschaftsnobelpreise ausgezeichnet wurden.
Über diese könnte ich stundenlang schreiben, fasse sie hier aber vereinfacht zusammen.
Wirtschaftsnobelpreisträger Eugene Fama sagt: Die Aktienmärkte sind effizient. Die unzähligen Akteure am Markt sorgen durch ihre Käufe und Verkäufe dafür, dass alle Informationen immer in den Kursen enthalten sind. Der Preis entspricht also immer dem Wert.
Ein anderes Lager, rund um Wirtschaftsnobelpreisträger Robert Shiller, sagt: Die Aktienkurse schwanken um den fairen Wert einer Aktie, was damit auch für den gesamten Aktienmarkt gilt. Kurzfristig neigen die Akteure an den Finanzmärkten dazu, zu stark oder zu schwach reagieren, bspw. aufgrund von psychologischen Verzerrungen.
Die zweite Theorie ist die, die am meisten Zuspruch erhält. Du kannst sie dir so grafisch vorstellen:
Daraus können wir schlussfolgern: Wenn wir dann investieren, wenn der faire Wert unter dem Preis liegt, sollten wir langfristig profitieren.
Den „fairen Wert“ ermitteln: So geht’s
Nun ist die Frage: Wovon hängt der faire Wert ab?
Dafür gibt es unterschiedliche Näherungsmethoden. Wichtig: Keine davon ist eine Garantie, sondern lediglich eine Annäherung basierend auf den Annahmen, die du als Anleger triffst. Wichtig ist hier weniger, jedes Detail davon auswendig zu lernen, sondern in erster Linie, das Konzept dahinter zu verstehen.
Der Wert einer Aktie besteht aus dem Wert der Zahlungsströme, die eine Aktie in der Zukunft liefert.
Je weiter in der Zukunft dabei ein „Zahlungsstrom“ (sozusagen ein Jahresgewinn) liegt, desto geringer ist sein Anteil am Wert der Aktie. Das nennen wir „abdiskontieren“ oder „abzinsen“.
Denn: Heute sind bspw. 100€ mehr wert als 100€, die du in 10 Jahren erhältst. Du könntest die 100€ heute schließlich anlegen und hättest dann in 10 Jahren womöglich 150€. Auch die Inflation ist ein Faktor dessen.
Die Gleichung, um einen fairen Wert zu ermitteln, sieht also so aus:
Im konkreten Beispiel, wenn wir annehmen, dass ein Unternehmen jedes Jahr einen Cashflow von 1 Mio. Euro liefert und wir jedes Jahr mit 10% abzinsen:
Wert = 1 Mio. + 1 Mio. * 0,9 + 1 Mio. * 0,81 + …
Was du dir merken solltest:
Der Wert einer Aktie besteht aus allen zukünftigen Cashflows, bei denen die Cashflows der Zukunft abgezinst werden.
Je früher der Cashflow kommt, desto stärker erhöht dieser den Wert einer Aktie. Je später, desto schwächer.
#4 – Analyse: Sind die Aktienmärkte heute unterbewertet?
Wir kennen also die Auswirkungen des Coronacrashs auf den Preis. Dieser ist um etwa 30 – 35% gefallen – was sich jeden Tag noch verändern kann.
Dazu müssen wir aber im Hinterkopf behalten: Vorher waren die Aktienkurse der Welt leicht überdurchschnittlich hoch bewertet. Über das genaue Ausmaß der Überbewertung und darüber, ob dies gerechtfertigt war, streiten sich die Ökonomen.
Die Details sind hier aber erstmal nebensächlich, wichtig ist zu verstehen: Der gefallene Kurs kam aus einer – bezogen auf den Aktienmarkt der USA, der ca. 50% der Welt ausmacht – leichten Überbewertung.
Aber wie wirkt sich der Crash auf den fairen Wert aus?
Diese Frage hängt von zwei Faktoren ab, die wir in der obigen Gleichung wiederfinden:
- Wie stark brechen die Gewinne in diesem Jahr ein?
(Der Cashflow im Jahr 0, also jetzt.) - Wie lang und stark werden die Gewinne der Zukunft beeinträchtigt? (Die Cashflows aller Folgejahre.)
Zu 1, den heutigen Gewinnen: Klar ist, dass die Coronakrise weltweit im Jahr 2020 Gewinne beinträchtigen wird: Tourismus, der Einzelhandel und durch Schließungen auch viele weitere Unternehmen müssen Einbußen hinnehmen.
Die Gleichung oben zeigt: Der erste Cashflow ist der wichtigste. Es zeigt aber auch: Der Wert berechnet sich aus vielen Jahren, sodass der negative Effekt – insofern die Folgejahre nicht oder nur schwach betroffen sind – gering bleiben sollte.
Zu 2, den Gewinnen der Zukunft: Im obigen Beispiel sind die Cashflows gleich geblieben. Höchstwahrscheinlich wird es aber auch danach einige Zeit brauchen, bis die Mechanismen der Wirtschaft wieder wie vorher laufen. Wie lange genau lässt sich kaum vorhersehen.
Ein Teil der Antwort ist also: Wir wissen nicht genau, wo der faire Wert liegt.
Der andere Teil der Antwort ist aber: Wir können uns dem nähern.
Nachgerechnet: Ist der Aktienmarkt aktuell unterbewertet?
So hat Aswath Damodaran, Professor für Finanzierung an der Stern School of Business der New York University und Autor, unterschiedliche Szenarien simuliert. Sein Ergebnis:
Der faire Wert des S&P500 liegt bei ca. 2.750 Punkten. Zum Vergleich: Jetzt, wo ich hier schreibe, liegt der S&P500 bei 2.400 Punkten. Demnach ist der US-Aktienmarkt, der größte der Welt, leicht unterbewertet.
Durch die Ungewissheiten in den Annahmen und der Zukunft gibt es eine große Schwankungen in den Ergebnissen. Ergo: Das Risiko ist erhöht. Seine Schätzungen reichen von 1.900 Punkten (Worst Case Szenario) zu 4.450 Punkten (Best Case Szenario).
Auch StarCapital nimmt regelmäßig eine Kalkulation des fairen Wertes vor. Dabei ist der faire Wert auch hier nicht ein einziger Wert, sondern viel mehr ein Korridor.
In rot siehst du den Kurs, in blaugrau den Korridor des fairen Wertes. Sobald die rote Linie in der unteren Hälfte des Korridors oder unter diesem ist, zeigt das Modell eine Unterbewertung an.
So sieht es aktuell für europäische Aktien aus (der deutsche Aktienmarkt ähnelt diesem stark):
In den Schwellenländern sieht es ähnlich aus:
Wir sehen: Die Aktienmärkte in Europa und in den Schwellenländern sahen, basierend auf den Fundamentaldaten, schon vorher eher günstig aus – auch, wenn dies mit etwas höheren Risiken einher geht.
Durch den aktuellen Crash geht StarCapital hier von einer klaren Unterbewertung aus. Der Kurs ist unter dem fairen Wert, wie zuletzt zur Eurokrise 2012 oder der Finanzkrise 2008.
Norbert Keimling von StarCapital schreibt dazu:
Best buying opportunities are in bear markets when stocks are fundamentally undervalued and panic prevails.
Today: Many indices 40% below high, many countries undervalued, DAX volatility exceeds panic levels from financial market crisis in 2008.
This is the time for contrarians.
Norbert Keimling auf Twitter
Halten wir also bis hierhin fest:
- Wir gehen davon aus, dass Preis und Wert von Aktien sich unterschieden und langfristig zueinander tendieren, kurzfristig aber abweichen können.
- Wenn du kaufst, wenn der faire Wert unter dem Preis liegt, kannst du langfristig (nicht kurzfristig!) überdurchschnittliche Renditen erzielen.
- Der faire Wert berechnet sich aus den zukünftigen, abdiskontierten Erlösströmen.
- Es ist aktuell schwer, den fairen Wert der Aktienmärkte zu bewerten, da es große Unsicherheiten in den Annahmen bzgl. der Gewinnrückgänge gibt.
- Erste vorsichtige Berechnungen zeigen eine für die USA eine leichte, für Europa und Schwellenländer eine stärkere Unterbewertung.
Faustregeln: Ein aufschlussreicher Blick in die Vergangenheit
Abseits dieser finanzmathematisch geprägten Vorgehensweise können wir uns einfachere Fragen stellen, um herauszufinden, ob es aktuell eine kluge Idee sein könnte, jetzt zu investieren.
Denn tatsächlich sind gerade solche Paniksituationen, wie die, in der wir uns gerade befinden, die Phasen, in denen es historisch zu übertriebenen Abverkäufen kam.
Schauen wir uns wieder den S&P500 an.
Wichtig: Der S&P500 ist ein Kursindex. Das bedeutet: Dividenden, also Gewinnausschüttungen, die im Schnitt etwa 2 – 3% pro Jahr betragen, sind hier nicht berücksichtigt. Würden diese miteinbezogen werden, wären die Erkenntnisse, die wir gleich sehen werden, noch deutlicher.
Das ist der Chart seit 1980. Ich habe einige Zeiträume markiert, in denen die Kurse ähnlich stark gefallen sind. Die Frage ist: Findest du einen Zeitraum, in dem du als langfristiger Anleger nicht gern investiert hättest?
Das gleiche würden wir feststellen, wenn wir uns den S&P500 bis 1928 zurück anschauen.
In einigen Fällen geht es beim Investieren nach einem Rückgang von ca. 35% noch weitere 10 % oder 20 % bergab. Die meisten Kursrückgänge sehen aber langfristig wie hervorragende Kaufgelegenheiten aus – auch dann, wenn sie kurzfristig weh tun und weiter fallen können.
Gehen wir im DAX bis 1970 zurück finden wir 6 einzelne Jahre, in denen der DAX um mehr als 20 % gefallen ist. Was wäre passiert, wenn du nach einem solchen Jahr jeweils zum 1.01. eines Jahres für 10 Jahre investiert hättest?
(p.a. = per annum, also jährliche Durchschnittsrendite)
1971 bis 1980: + 3,7 % p.a.
1974 bis 1983: + 9,9 % p.a.
1988 bis 1997: + 15,6 % p.a.
1991 bis 2000: + 16,5 % p.a.
2003 bis 2012: + 10,2 % p.a.
2009 bis 2018: + 8,2 % p.a.
In keinem Fall wurde Geld verloren. In 5 von 6 Fällen hätte sich das investierte Geld über 10 Jahre mehr als verdoppelt. In 2 von 6 Fällen sogar mehr als ver-4-facht.
Das sind keine Garantien, aber Statistiken, aus denen wir erste Erkenntnisse ziehen können.
Genau das ist ein Grundkonzept antizyklischen Investierens. Dieses wird geprägt durch das Zitat von Carl Meyer von Rothschild:
„Kaufen, wenn die Kanonen donnern, verkaufen, wenn die Violinen spielen.“
Fügen wir die bisherigen Erkenntnisse nun zusammen und schauen darauf, was du konkret tun solltest, was du dafür wissen musst und welche Optionen du hast.
#5 – So denken & handeln die Experten im Crash
Bevor wir darauf schauen, ob aktuell eine gute Chance zum Investieren ist, müssen wir einen Grundsatz verstehen:
Es ist immer eine gute Zeit für Anleger, die einen langfristigen Anlagehorizont haben (>10 Jahre), um in Aktien zu investieren. Falls du noch am Anfang stehst, erfährst du in der Aktienrebell Academy genau, warum das so ist und wie du es umsetzt.
Die Frage, die wir uns hier stellen, geht noch einen Schritt weiter: Bekommen wir darüber hinaus ein Renditeplus, wenn wir gezielt jetzt investieren?
Was machen die großen Anleger?
Auch Warren Buffett sagt in diesem Interview: Die Schwankungen sind nicht wichtig. Ja, der Coronavirus wird Unternehmen negativ beeinflussen. Wichtig ist für Anleger aber, in Unternehmen zu investieren, die in 5 – 10 Jahren besser da stehen als heute.
Buffett berichtet außerdem von seinem Einstieg, Anfang der 1940er-Jahre, und der damals „brisanten“ Phase. Das lässt die aktuellen Schwankungen deutlich unbedeutender wirken und von seiner Gelassenheit können wir, die deutlich weniger Erfahrung als er haben, anstecken lassen.
Auch Rick Ferri, Anlageberater und Autor, sieht eine große Chance für Anleger mit längerem Anlagehorizont:
I’ll be 62-years old next week. If I were 30-years old, I would be putting every dime I could possibly afford into stocks. If the market goes down more, I would try to find a way to invest more.
If you’re 30, you may not believe it’s a good strategy, that’s benefit of being 62.
— Rick Ferri (@Rick_Ferri) March 16, 2020
Auch Verhaltensökonom David Hirshleifer führt in 19 Tweets seine Überlegungen auf Twitter aus.
1/ Is the stock market response to COVID-19 a once-in-a-generation mispricing? Has the pandemic really reduced the fundamental value of the US stock market on the order of 30%? #coronavirus #covid19 #investing #stockmarket #behavioralfinance #socialecon #socialfinance
— David Hirshleifer (@4misceldah) March 16, 2020
Abschließend hält er fest:
„Ich stelle Fragen, gebe keine Antworten und keine Investmentratschläge. Aber das schiere Ausmaß des Kursfalls ist bemerkenswert. Zumindest verglichen zu dem (oberflächlichen) Blick auf die Neuigkeiten zu den Fundamentalwerten.
Die beschriebenen Überlegungen zeigen: Tendenziell scheint es aktuell attraktiv, in Aktien zu investieren. Kurzfristig kann es unangenehm sein, sich aber langfristig – noch stärker als ohnehin schon – auszahlen.
#6 – Entscheidungsplan: So solltest du jetzt investieren
Um dir einen konkreten, aufs Wesentliche runtergebrochene Entscheidungsplan zu geben:
Du hast also, wenn du dich für eine Investition entscheidest, unterschiedliche Optionen basierend auf zwei Fragen:
Frage 1: Wieviel deines verfügbaren Kapitals investierst du jetzt?
Nehmen wir an, du bist bereits mit 70% deines langfristig verfügbaren Geldes investiert. Nun könntest du die restlichen 30% einmalig investieren oder sie aufteilen – 10% jetzt, weitere 10% falls es nochmal runtergeht und nochmal 10%, falls es dann nochmal runtergeht.
Hier gibt es kein richtig oder falsch. Wichtig ist, dass du dich damit wohlfühlst, da hier vor allem die Frage ist, wie viel Risiko du kurzfristig eingehen möchtest.
Frage 2: In was genau investierst du?
Willst du in den gesamten Markt investieren, in bestimmte Sektoren oder in bestimmte Aktien?
Jedes dieser Ziele kann ein valides Anlageziel sein. Hier gilt: Halte dich an deine Strategie. Falls du keine hast, solltest du dir die Academy und die kostenlose Videoserie davor anschauen.
Außerdem musst du nicht schwarz-weiß denken: So kannst du einen Teil in den gesamten Markt investieren (durch einen ETF) und einen Teil in einzelne Aktien investieren.
Bei einzelnen Aktien solltest du in 3 Kategorien denken:
- Aktien, die besonders stark verloren haben (und womöglich zu stark abgestraft wurden)
- Aktien, die im allgemeinen Verkaufsdruck verloren haben, obwohl ihr Kerngeschäft kaum betroffen ist
- Aktien, die durch ihr Geschäftsmodell sogar von der aktuellen Situation profitieren (auch davon gibt es aktuell einige populäre Aktien)
Am Ende zeige ich dir als Bonus noch Aktien aus diesen Kategorien.
#7 – Fazit: Die 5 wichtigsten Erkenntnisse für den aktuellen Crash
Halten wir einmal die fünf wichtigsten Erkenntnisse aus dieser Analyse rund um den Corona-Crash fest:
- Investiere in Aktien, wenn du langfristig anlegen möchtest und Geduld mitbringst.
- Kaufe gezielt jetzt nach, wenn du mutig bist und glaubst, dass der Kursverlust stärker war als der Wertverlust. In der Zukunft werden die heutigen Kurse höchstwahrscheinlich nach günstigen Kaufkursen aussehen.
- Kümmere dich um deine Asset Allocation (hier findest du meine Tipps dazu). Anleger, die diese vernachlässigt haben, haben zuletzt überdurchschnittlich verloren und gemerkt, dass sie zu viel Risiko eingegangen sind.
- Akzeptiere, dass es kurzfristig weiter runter gehen kann und dass niemand weiß, wie die Kurse sich in den nächsten Tagen und Wochen entwickeln.
- Halte an deiner Strategie fest. Dafür hast du sie schließlich festgelegt. (Wenn nicht: hier entlang und ich helfe dir)
Wenn du noch mehr Wissen und Unterstützung suchst, um diese Erkenntnisse als Anfänger und Fortgeschrittener erfolgreich in die Praxis umzusetzen, habe ich noch etwas:
#8 – So geht’s weiter: Meine 3 Tipps & Empfehlungen für dich
Wenn du schon fortgeschritten bist, solltest du diese Punkte verstehen und nach deiner Prüfung für dich umsetzen.
Wenn du Anfänger bist, kannst du diese Chance nutzen und deine ersten Schritte am Aktienmarkt wagen. Dafür brauchst du ein Depot und das nötige Know How, um nicht blind zu investieren. Meine Hilfestellungen dazu findest du hier:
Depoteröffnung: Dieses Depot nutze ich + Tipps zur Depot-Eröffnung ⟶
Hier lernst du Schritt für Schritt, wie du erfolgreich anlegst (optimal für Einsteiger): Kostenfreie Videoserie & Academy ⟶
Aktien kaufen ist für langfristige Anleger immer eine gute Idee. Aktuell scheint es tatsächlich eine umso bessere Idee zu sein, wenn du die nötige Geduld und Disziplin mitbringst.
„Es gibt entweder gute Nachrichten oder billige Aktienkurse, aber nicht beides gleichzeitig.“
– Lumiere Capital
Viele Grüße und bleib rational,
Jannes
Bonus: 25 interessante Aktien für Anleger
In dieser Kürze kann ich nicht jede Aktie analysieren. Aber ich möchte dir einen Überblick über Aktien geben, die in die im Beitrag erwähnten 3 Kategorien passen um dir interessante Investment-Ideen zu geben.
Einige dieser Aktien werde ich in naher Zukunft genauer analysieren. Davor kannst du (a) selbst in die Analyse gehen oder (b) Aktien entdecken, die du ohnehin auf dem Visier hattest, die jetzt günstig bewertet sind.
Schreib mir übrigens gern, falls du Aktien hast, die hier deiner Meinung nach unbedingt noch aufgeführt werden müssen!
Hier ist die Übersicht:
Kategorie 1: Aktien mit hohen Verlusten
Es gibt einige Aktien, die besonders stark getroffen worden. Diese sind vor allem aus der Tourismus- und Reisebranche. Das bedeutet: Hotelplattformen, Airlines, Flugzeughersteller, Mietwagenanbieter etc.
Konkrete Aktien:
- Booking Holdings (-33 %)
- Lufthansa (- 42%)
- Boeing (- 64 %)
- Sixt (- 62%) -> hier bin ich aufgrund meiner Analyse gezielt eingestiegen
- Disney (- 35 %) -> hier ist vor allem das Resort-Geschäft betroffen. In dieser Analyse erfährst du mehr darüber, wie Disney aufgestellt ist.
Kategorie 2: Aktien, die möglicherweise zu Unrecht verloren haben
Fast jede Aktie hat im Crash verloren. Dabei ist nicht jede Aktie so direkt von den Auswirkungen betroffen.
- Facebook (- 33 %) -> hier sollten die größten Auswirkungen indirekt sein durch ggf. niedrigere Werbeausgaben der Werbepartner. Ich finde Facebook hochinteressant bewertet - siehe Analyse.
- Alphabet (- 30%)
- Microsoft (- 25%)
- SAP (- 30%)
- TakeAway (- 24 %) -> u.a. Lieferando & Lieferheld. Schwer abzuschätzen, ob Bestellungen aktuell zu- oder abnehmen
- US-Banken wie JP Morgan, Goldman Sachs, Wells Fargo etc. (ca. - 30 % bis - 35 %)
- PayPal (- 23 %) -> ähnlich wie andere Zahlungsanbieter wie Visa oder Mastercard
- Volkswagen (- 42 %) -> ähnlich wie andere Automobilhersteller. Diese notieren nun zu wahnsinnig niedrigen Bewertungen. VW bei einem KGV von unter 4 (!). Diese haben natürlich starke Probleme, hier sehe ich allerdings mittlerweile Chancen und habe hier in kleinem Umfang investiert.
- Tesla (- 60 %) -> die Aktie ist allerdings davor stark gestiegen und jetzt wieder auf Vorjahresniveau.
- Coca Cola (- 25 %)
- McDonalds (- 40%)
Kategorie 3: Aktien, die von "Zuhausebleibern" profitieren
Einige Aktien - größtenteils Aktien, die von Menschen, die Zuhause sind profitieren - können ebenfalls interessant sein. Sie sind keine Geheimtipps mehr, können aber jetzt Wachstum erleben und gleichzeitig in dieser unruhigen Zeit etwas mehr Sicherheit versprechen.
- Zoom (- 10 %) -> Videotelefonie, relevant für Home Office.
- Slack (- 30 %) -> Business-Kommunikationstool, ebenfalls relevant für Home Office.
- Netflix (- 18 %) -> Video-Streaming
- Spotify (- 22 %) -> Audio-Streaming
- Peloton (- 10 %) -> sehr volatil. Erst - 40%, dann starker Anstieg und jetzt unterm Strich - 10%.
- Clorox (+ 10%) -> Haushalts- und Chemie-Unternehmen. Wachstum vermutlich schon eingepreist.
- Activision (- 20 %), Electronic Arts (- 17 %) und andere Gaming-Aktien