Das, was in den letzten Tagen und Wochen mit der Tesla-Aktie passiert ist, hätten wohl selbst die Optimisten nicht erwartet.
Die Tesla-Aktie hat sich in 8 Monaten mehr als vervierfacht. Im Vergleich zu vor 2 Monaten ist die Aktie von 300 Euro auf zwischenzeitlich 735 Euro geklettert.
Update: Nur ein paar Stunden später steht Tesla bei 842 Euro. Verrückt.
Noch vor ein paar Wochen habe ich hier erwähnt, dass Tesla fast so viel wert ist wie Volkswagen. Und jetzt ist Tesla mehr wert als VW und BMW zusammen.
Wie du weißt, sind Kursanstiege nichts, worüber ich normalerweise groß berichte – außer, sie hängen mit größeren Veränderungen einer Strategie, einem Geschäftsmodell oder einem Markt zusammen.
Oder, sie sind so enorm wie hier bei einer der am kontroversesten diskutierten Aktien unserer Zeit.
Spannend ist es vor allem deshalb, da kaum eine andere Aktie dieser Größenordnung so stark gestiegen ist und es viele Experten gab, die gegen Tesla gewettet haben.
Schauen wir kurz auf drei Fragen:
Hinweis: Eine ausführlichere Analyse folgt in Kürze. Einige Aspekte werden dort noch genauer beleuchtet und auch meine Meinung kann sich, sollten neue Erkenntnisse dazu kommen, natürlich noch ändern.
Noch vor kurzer Zeit wurde regelmäßig darüber spekuliert, ob (bzw. wann) Tesla das Geld ausgehen und das Unternehmen pleite gehen wird. Tesla hat aber schon im Q3 bewiesen, dass das Kerngeschäft, der Verkauf von Elektroautos, profitabel ist.
Diese Ängste halte ich deshalb für überzogen: Tesla ist auf Quartalsebene schon leicht profitabel, obwohl noch stark in Wachstum investiert wird. Dazu kommt, dass die Kapitalbeschaffung im heutigen Niedrigzinsumfeld recht einfach ist.
Kurz gesagt: Es sieht alles danach aus, als würde Tesla sich langfristig im Automobilmarkt etablieren.
Tesla ist 141 Mrd. US-Dollar wert. Die großen drei US-amerikanischen Autobauer (General Motors, Ford und Chrysler) sind zusammen „nur“ 110 Mrd. US-Dollar wert.
Tesla macht aktuell 25 Mrd. US-Dollar Umsatz. Die großen 3 US-Autohersteller machen zusammen 425 Mrd. US-Dollar Umsatz.
Diese Vergleiche werden immer wieder gezogen. Schnell könnte man annehmen, dass Tesla gnadenlos überbewertet ist – und vielleicht ist Tesla das auch.
Das Problem:
Auch 2008 hätte man diesen Vergleich mit Nokia und Apple aufmachen können. Damals hat Nokia 468 Millionen Handys verkauft, Apple nur 11 Millionen. Den Rest der Geschichte kennen wir.
Apple hat für Disruption gesorgt, ähnlich wie Tesla nun im Automobilmarkt. Und an der Börse werden die erwarteten Zahlungsströme der Zukunft gehandelt, nicht die der Vergangenheit.
Dazu kommt, dass Tesla nicht nur Assets in Form der Automobilproduktion hat, sondern auch in der Batterieproduktion. Es erinnert mich an Amazon, die nach außen hin wie ein reiner Online-Händler aussehen, aber einen großen Teil des Gewinns durch die dahinterliegende Infrastruktur (AWS) verdienen.
Ich glaube also, dass einige Argumente der Tesla-Gegner, die über die letzten Monate und Jahre immer wieder vorgetragen wurde, ins Leere laufen. Nichtsdestotrotz sind hohe Erwartungen in den Tesla-Aktienkurs eingepreist.
Wir dürfen nicht vergessen:
Hinter dem Volkswagen-Konzern stecken Marken wie Volkswagen selbst, Seat, Skoda, Porsche, Audi und Lamborghini.
Die aktuelle Bewertung zeigt die Erwartung, dass Tesla wertvoller ist als VW, also als all diese Marken, und BMW zusammen.
Teslas Hauptgeschäft ist der Verkauf von Autos. Wenn wir die Hauptgeschäfte vergleichen und annehmen, dass Tesla es schaffen wird, genau so viele Autos wie all die eben genannten Marken zu verkaufen – unter der Annahme einer gleichen Gewinnmarge – ist die Bewertung fair.
Das ist angesichts der großen Investitionen der anderen Hersteller keinesfalls selbstverständlich. Während die Konkurrenz auf dem Elektromobilmarkt in den letzten Jahren kaum da war, kommen nun und in den kommenden Jahren von fast jeder Marke Elektroautos auf den Markt.
Das hilft dem Markt einerseits, da es den Kuchen größer macht (= der Markt für Elektroautos und die Infrastruktur wächst), ist aber gleichzeitig mehr Konkurrenz für Tesla.
Unterschiedliche Szenarien sind denkbar. Aktuell geht der Markt scheinbar von einem der optimistischeren Szenarien für Tesla und einem der pessimistischeren Szenarien für andere Automobilhersteller aus:
(Diese Betrachtung betrifft nur das Kerngeschäft. Andere Aspekte, wie die Batterieproduktion bei Tesla oder Finanzbeteiligungen anderer Konzerne können natürlich auch noch Faktoren sein)
Ich werde in naher Zukunft nochmal intensiv auf die Tesla-Aktie und die traditionellen Automobilhersteller, speziell auf den deutschen Automobilmarkt, schauen und Chancen und Risiken analysieren.
Ich habe aktuell nicht vor, zu diesen Kursen in Tesla zu investieren. Zentral aus drei Gründen:
Trotzdem bin ich gespannt, was passieren wird – und halte Tesla nicht zuletzt auch indirekt durch ETFs, wenn auch zu einem sehr geringen Anteil.
Das ist übrigens ein hervorragender Trick um sich selbst der FOMO, also der „Fear of missing out“ (Angst, etwas zu verpassen), zu entziehen. 😉
In naher Zukunft beleuchten wir die Tesla-Aktie und den Automobilmarkt nochmal genauer. Das wird spannend.
Viele Grüße
Jannes
Unit Economics beschreiben die Wirtschaftlichkeit einer einzelnen Einheit – und hörst du heute in fast jeder Analyse zu Geschäftsmodellen oder Strategien großer Tech-Unternehmen. Grenznutzen und Grenzkosten sind dabei die beiden Bestandteile, die wir für die Betrachtung von „Unit Economics“ brauchen.
Aber was steckt dahinter? Und wie sieht das in der Praxis aus? Das erfährst du im heutigen Video.
Das Konzept der Unit Economics brauchst du zwar nicht immer, in vielen Fällen liefert es dir aber mehr Klarheit und Verständnis für ein Geschäftsmodell und die Herausforderungen und Chancen eines Unternehmens.
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