Sixt Aktienanalyse
Sixt ist nicht nur eine Autovermietung, sondern eine Mobilitätsplattform.
So zumindest die unternehmenseigene Story des familiengeführten Unternehmens. Wir schauen uns heute das Geschäftsmodell an und bewerten die Sixt-Aktie.
Viel Spaß!
Überblick über die Sixt-Aktie
Das Factsheet zur Sixt-Aktie.
Hinweis: Es gibt eine Stamm- und eine Vorzugsaktie. Ich beziehe mich auf die Vorzugsaktie, die günstiger notiert. Außerdem wurde im letzten Geschäftsjahr der Anteil an DriveNow verkauft, welcher den Gewinn erhöht hat. Diesen habe ich hier nicht berücksichtigt, sondern die Zahlen des operativen Geschäfts herangezogen.
Die Eckdaten
- Marktkapitalisierung: 2,4 Mrd. Euro
- Umsatz: 3,2 Mrd. Euro
- Gewinn: 230 Mio.
- Land: Deutschland
Bewertung
- KUVe: 0,8
- KGVe: 10
- PEG-Ratio: 1
Qualität & Wachstum
- Eigenkapitalquote: 36%
- Bruttomarge: 65%
- Nettomarge: 7%
- operatives Gewinnwachstum (letzte 3 Jahre): 10,3 % p.a.
Geschäftsmodell erklärt: Wie verdient Sixt Geld?
Aktuell weist Sixt zwei Geschäftsbereiche: Mobility und Leasing. Dabei hat Sixt vor kurzem bekanntgegeben, sich vom Leasinggeschäft zu trennen.
Alexander Sixt, der CAO, begründete diesen Schritt folgendermaßen:
„Durch den Verkauf setzen wir ganz bewusst auf den konsequenten Ausbau unseres Kerngeschäftes und konzentrieren uns noch stärker als zuvor auf die wachstums- und innovationsgetriebene Weiterentwicklung unserer neuen Mobilitätsdienste, die Digitalisierung unseres Unternehmens sowie insbesondere die internationale Expansion in den USA und Westeuropa. Die Transaktion ermöglicht es uns ferner, durch die Entkonsolidierung des Leasinggeschäfts die Bilanz deutlich zu kürzen und unsere Spitzenposition in unserer Peer Group in Bezug auf die Eigenkapitalquote weiter auszubauen.“
Quelle: Sixt, Investor Relations
Übrig bleibt also das größere Geschäftsmodell „Mobility“. Was verbirgt sich dahinter?
Die SIXT SE mit Sitz in Pullach bei München ist einer der international führenden Anbieter hochwertiger Mobilitätsdienstleistungen.
Mit den Produkten SIXT rent, SIXT share und SIXT ride bietet das Unternehmen ein einzigartiges, integriertes Mobilitätsangebot in den Bereichen Autovermietung, Carsharing und Fahrdienste. Die Produkte können über eine einzige App gebucht werden, die zudem die Services von namhaften Mobilitätspartnern integriert.
SIXT ist in rund 110 Ländern weltweit präsent. Kennzeichnend für das Unternehmen ist die konsequente Kundenorientierung, eine gelebte Innovationskultur mit starker Technologiekompetenz, der hohe Anteil an Premiumfahrzeugen in der Flotte und ein attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis.
Quelle: Sixt, Investor Relations
Sixt hat also drei Kernprodukte:
- SIXT rent. Dabei handelt es sich um das klassische Modell der Autovermietung.
- SIXT share. Dieses Segment ist recht frisch und bildet das Carsharing-Angebot von Sixt ab.
- SIXT ride. Darüber können Taxis oder Limousinen bestellt werden.
(Die Umsätze dieser 3 Segmente werden leider nicht gesondert ausgewiesen, SIXT rent wird dabei aber aktuell den Großteil ausmachen)
Sixt hat also eine Besonderheit gegenüber vielen Mitbewerbern: Es gibt andere Autovermietungen (Hertz, Europcar), es gibt andere Sharing-Angebote (ShareNow) und andere Taxi-Dienste (FreeNow, Uber). Es gibt aber kaum eine Plattform, die all diese Mobilitätsangebote bündelt.
Sixt geht diesen Weg und will zu dieser Plattform werden. Die Vision: Immer, wenn du spontan ein Auto brauchst, greifst du zur Sixt-App.
Andere Initiativen verdeutlichen das. So hat Alexander Sixt vor Kurzem im OMR-Podcast hervorgehoben, dass auch E-Roller Anbieter wie Tier über die App buchbar sein sollen, um das Mobilitätsangebot sogar über Autos hinaus zu erweitern.
Dabei arbeitet Sixt aktuell an zwei Fokusthemen:
SIXT verfolgt vor allem zwei strategische Stoßrichtungen:
– Erschließung weiterer Schlüsselmärkte auf internationaler Ebene.
– Erweiterung des Mobilitätsangebot durch die Digitalisierung des Kundenerlebnisses.
Dabei liegt der Fokus eindeutig auf der Digitalisierung des SIXT Kerngeschäfts, der Autovermietung. Das beinhaltet sowohl die Vermietung von Fahrzeugen auch ohne Nutzung von Countern, an digitalen Stationen als auch das Verschmelzen der Autovermietung mit dem Carsharing. So integriert SIXT das Mobilitätsangebot von Partnern und schafft damit zusätzliche Kontaktpunkte zu seinen Kunden und erzielt durch sein digitalisiertes Angebot Umsatz- und Ergebniseffekte in dem großen Wachstumsmarkt der Autovermietung. Und dank seines Plattform-Ansatzes kann SIXT zudem mit geringem Investitionsaufwand in den Markt des Ride-Hailings eintreten.
Quelle: Sixt, Investor Relations
Im Geschäftsbericht 2018 führt Sixt außerdem aus:
Wir erwarten, dass das integrierte Angebot dem Wachstumskurs von Sixt in den kommenden Jahren zusätzliche Impulse verleihen wird. Die Bündelung unserer Produkte in einer App und die digitale Vernetzung unserer Flotte eröffnen signifikante Cross- Selling-Potenziale, führen zu einem effizienteren Einsatz unserer Marketingbudgets und ermöglichen die Chance auf eine noch höhere Flottenauslastung. Vor allem aber wird Sixt einmal mehr seinem Anspruch gerecht, der Innovationsführer zu sein, mit dessen Lösungen Maßstäbe in der Mobilitätsbranche gesetzt werden.
Quelle: Geschäftsbericht 2018
SWOT-Analyse: Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken von Sixt analysiert
Schauen wir uns das Geschäftsmodell von Sixt genauer an.
Stärken (Strengths)
Beginnen wir mit den Stärken. Was zeichnet Sixt aktuell aus?
Langfristig orientiertes Management
Sixt ist ein familiengeführtes Unternehmen. Das ist nicht per se ein Vorteil, denn es kann dazu führen, dass (a) eigentlich ungeeignete Personen ein Unternehmen lenken und (b) sich Streitigkeiten innerhalb der Familie bilden, auf die andere Aktionäre kaum Einfluss haben.
Gänzlich ausschließen lässt sich das hier nicht. Bisher gibt es aber keine Indizien in diese Richtung: Alexander Sixt betont selbst, dass er die Unternehmensnachfolge nur durch Leistung beanspruchen will.
Daher kommt hier eher der Vorteil durch: Sixt wird langfristig geführt. Es gibt keinen CEO, der auf 2- bis 5-Jahressicht schöne Ergebnisse produzieren will, sondern eine Familie, die langfristig denkt.
Erfolgreich digitalisiert
Der CAO, Alexander Sixt, war vor Kurzem zu Gast im OMR Podcast. Darin sagte er, dass Sixt jeden Tag etwa 1,7 Mio. Euro Umsatz über die eigene Sixt-App erzielt.
Das bedeutet hochgerechnet, dass etwa 20% der Umsätze bereits über die App kommen.
Das ist eines von mehreren Indizien, dass Sixt nicht nur von Digitalisierung redet, sondern wirklich verstanden hat, sich auf eine digitale Welt einzustellen.
Unabhängig von Herstellern und Zulieferern
Die Automobilbranche, gerade in Deutschland, steckt mitten im Wandel: Traditionelle Autohersteller wie Volkswagen und Daimler, aber auch Zulieferer, stehen angesichts der Elektromobilität, autonomen Fahren und dem Fokus von Ingenieuren auf Software-Programmierer vor riesigen Herausforderungen, die sich in den Aktienkursen widerspiegeln.
Sixt bleibt weitestgehend unberührt von einem solchen Wandel. Egal, welche Marke mit welchem Motor und welchen Teilen in Zukunft favorisiert wird: Sixt wird diese im Angebot haben.
Damit entfällt ein großes Risiko, das die Automobilbranche aktuell trifft, nahezu komplett.
Assets als Burggraben
Was hält andere Tech-Unternehmen davon ab, das gleiche Produkt nachzubauen? Ist Sixt einzigartig und hat einen uneinnehmbaren Burggraben?
Ich glaube: Sixt hat zwar keinen riesigen Burggraben, aber ist im Großteil solide aufgestellt, um nicht von anderen Unternehmen „disruptiert“ zu werden.
Die großen Tech-Unternehmen lieben „Asset light“ Modelle, also solche Geschäftsmodelle, die keinen großen Kapitalbedarf haben:
Uber besitzt keine Autos selbst, sondern vermittelt Fahrer und Kunden. Flixbus besitzt keine Busse selbst, sondern vermittelt Busgesellschaften und Kunden. Lieferando besitzt keine Restaurants, sondern vermittelt Restaurants und Kunden.
Sixt betreibt ein kapitalintensives Geschäft und besitzt selbst ca. 270.000 Fahrzeuge. Damit ist die Einstiegshürde etwas höher.
Das Kerngeschäft des Mietwagenverleihs wird dadurch weniger bedroht. Die anderen Dienste (Sixt Share und Sixt Ride), die v.a. auf eine kluge Aussteuerung und Digitalexpertise angewiesen sind, allerdings schon eher. Dort wartet Konkurrenz wie ShareNow, Uber oder FreeNow (ehemals MyTaxi).
Sixt ist hier aber gut aufgestellt – und damit kommt der nächste Punkt:
Schwächen (Weaknesses)
Wo Licht ist, ist auch Schatten. Schauen wir auf die Schwachstellen des Unternehmens.
„Pullach im Isartal“ ist nicht das Silicon Valley
Sixt nimmt die Digitalisierung an – und der Schritt ist gut und richtig. Aber natürlich gibt es auch dort starke Konkurrenten.
Das Silicon Valley in den USA hat einige der wertvollsten Tech-Unternehmen der Welt hervorgebracht. Warum?
Dort ist das Know How von Gründern und Programmierern gebündelt, zusammen mit dem Kapital der großen Unternehmen und einer Mentalität, die danach strebt, Unternehmen zu erschaffen, die die Welt verändern.
Sixt sitzt in Pullach im Isartal. Das ist nicht das Silicon Valley. Auch, wenn Sixt als internationales Unternehmen Zugang zu Programmierern und Know How bekommen wird, wird Sixt damit zu kämpfen haben und sich möglicherweise auch gegen Mitbewerber behaupten, die mit einem „Silicon Valley Background“ in den Markt strömen.
Chancen (Opportunities)
Wo liegen die Chancen für das Unternehmen, um zu wachsen und den Unternehmenswert zu steigern?
Wachstum als Mobilitätslösung
Wie sieht die Mobilität in den Städten und auf dem Land in der Zukunft aus?
Wieviele Autos wird es in der Stadt noch geben? Wem gehören diese Autos – Privatpersonen oder Carsharing-Anbietern? Fahren Autos komplett eigenständig? Braucht dann niemand mehr Taxis?
Ich glaube, entgegen der weitläufigen Meinung, dass die Anzahl mit PKWs gefahrener Kilometer in Zukunft nicht stark sinken wird. Denn: Autos werden immer umweltseitig immer sauberer und technisch immer angenehmer (Warnsysteme, Fahrassistenzen, autonomes Fahren,…).
Die Antworten auf all diese Fragen sind trotzdem unklar. Sowohl in ihrer Antwort, als auch in ihrer Ausprägung und ihrem zeitlichen Verlauf.
So ein Umbruch bedeutet immer auch ein Risiko. Ich glaube aber, dass Sixt gut auf diese Herausforderungen vorbereitet ist. Unter anderem wegen der folgenden Gründe…
Potential als Sharing-Anbieter
Sixt hat den Wandel früh erkannt:
- Die Automobilflotte besteht bereits
- Der Kundenzugang ist vorhanden
- Sixt hat bereits Verkaufsstellen
Letztendlich – diesen Punkt hat Alexander Sixt klargestellt – ist auch Carsharing nichts anderes als das Vermieten eines Autos. Die einzigen Unterschiede: (a) Es wird nicht tageweise, sondern minutenweise vermietet und (b) es muss nicht an einer Station, sondern kann in jeder Straße abgeholt und wieder abgestellt werden.
Sixt kann, anders als andere Carsharing-Anbieter, die Autos deutlich flexibler aussteuern. Sie sind nicht an bestimmte Marken gebunden (anders als ShareNow, die nur BMW und Daimler oder deren Tochtermarken nutzen). Sie können potentiell viel mehr Autos bereitstellen.
Auch ShareNow bietet mittlerweile Tages- oder Wochentarife, wird also zum Sharing-Modell und kann das Geschäft womöglich durch das Kerngeschäft, dem Verkaufen von Autos, subventionieren. Auch hier sehe ich Chancen. Unterm Strich scheint das Setup von Sixt hier im Vorteil zu sein.
Risiken (Risks)
Es gibt bei jedem Unternehmen Risiken wie eine schwächelnde Wirtschaft, operative Fehlentscheidungen, politische Eingriffe und andere. Jetzt analysieren wir aber: Was könnte speziell das hier gezeigte Geschäftsmodell gefährden oder das Wachstum hemmen?
Konkurrenz in Mobilitätsangeboten
Sixt ist gut für den Wandel und den Umbruch aufgestellt. Nichtsdestotrotz bleibt immer ein Risiko, wenn ein Unternehmen in einem Markt unterwegs ist, der sich stark wandelt.
Andere Anbieter, wie Autovermietungen (Hertz, Europcar), Sharing-Angebote (ShareNow) und andere Taxi-Dienste (FreeNow, Uber) drängen in den Markt. Sixt ist gut aufgestellt – und entgegen der meisten hier genannten Unternehmen schon jetzt profitabel – nichtsdestotrotz ist das ein nicht zu unterschätzender Wettbewerb, der (a) Marktanteile und (b) Marketingbudgets kosten kann.
Sixt Aktie kaufen? Meine Einschätzung
Nicht nur optisch überwiegen die Stärken und Chancen die Nachteile und Risiken, sondern auch inhaltlich.
Sixt ist stark aufgestellt und durch den aktuellen Kursrutsch attraktiv bewertet. Es befindet sich in einer umkämpften Branche, was das Risiko erhöht, ist darin aber gut aufgestellt.
In Summe: Sixt hat ein aussichtsreiches Geschäftsmodell und ein langfristig denkendes Management. Dazu kommt eine aktuell recht attraktive Bewertung.
Hinweis: Kurzfristig kann die Sixt-Aktie stark schwanken, da rund um den Coronavirus sinkende Umsätze im Zuge des zurückgehenden Tourismus erwartet werden.
Ich habe die Sixt-Aktie daher vor kurzem mit einem kleinen Anteil in mein Depot aufgenommen.
Wie ist deine Meinung zur Sixt-Aktie?