Spotify hat den Musik- und Audio-Markt maßgeblich revolutioniert:
Früher mussten Platten gekauft werden, um Musik über einen Plattenspieler hören zu können. Irgendwann kam die CD. Dann gab es MP3-Player und den iPod, über die man Musik digital hören konnte.
Was alle diese Konzepte gemeinsam hatten: Man musste die Musik besitzen - entweder als Platte, als CD oder auf dem MP3-Player.
Heute hebelt Spotify - mit anderen Konkurrenten - dieses Konzept aus. Niemand muss die Musik besitzen, sondern kann sich den Zugang zu einer riesigen Musik- und Audio-Bibliothek sichern.
Die disruptive Kraft dieses Wandels ist enorm. Wir schauen uns heute an, ob Spotify auch ein interessantes Investmentziel ist. Viel Spaß!
Sixt ist nicht nur eine Autovermietung, sondern eine Mobilitätsplattform.
So zumindest die unternehmenseigene Story des familiengeführten Unternehmens. Wir schauen uns heute das Geschäftsmodell an und bewerten die Sixt-Aktie.
Steve Jobs hat mit Apple eines der größten Unternehmen der Welt geschaffen. Selbst nach seinem Ausscheiden aus dem Unternehmen, als nur noch wenige an das Unternehmen geglaubt haben, hat der neue CEO Tim Cook die Kritiker immer wieder eines Besseren belehrt.
Wir schauen uns deshalb heute die Apple Aktie genauer an. Konkret schauen wir auf:
Die Fakten zur Apple Aktie und wo diese gerade steht
Wie verdient Apple Geld? Wie entwickeln sich dabei die unterschiedlichen Segmente?
Was hat Apple aktuell vor? Aktuelle Strategien und Entwicklungen im Überblick
SWOT-Analyse: Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken analysiert
Fazit: Apple Aktien kaufen – macht es jetzt Sinn?
#1 – Fakten zur Apple Aktie
Der Kurs der Apple Aktie hat sich über die vergangenen Jahre stark entwickelt:
Marktkapitalisierung: 1,42 Bio. USD
Umsatz: 267 Mrd. USD
Nettogewinn: 57,5 Mrd. USD
Umsatz- und Gewinnwachstum (letzte 3 Jahre): 6,5% p.a.
KUV: 5,5
KGV: 26
Das KGV der Apple-Aktie hat sich über die letzten 10 Jahre bis heute folgendermaßen entwickelt:
Ansonsten glänzt Apple durch weitere starke Kennzahlen:
Netto-Gewinnmarge: 21,5%
Prognostiziertes Gewinnwachstum: ca. 12,5%
PEG-Ratio: 2,25
Bevor wir uns anschauen, wie diese Bewertung und die Kennzahlen zu beurteilen sind, analysieren wir das Geschäftsmodell von Apple – sowohl den heutigen Status Quo, als auch den Ausblick in die Zukunft.
#2 – Wie verdient Apple in welchem Segment Geld?
In diesem Round Up habe ich die aktuellsten Zahlen und Segmente schon einmal anlässlich des Quartalsbericht kommentiert und zusammengefasst. Ich zitiere:
Die wichtigsten Fakten in Kürze:
Der Umsatz ist im Quartal auf 64,04 Mrd. US-Dollar gestiegen (+1,8%), primär getrieben durch „Wearables“ (wie die Smartwatch und Airpods) und Services (wie Apps, Zahlungsabwicklung und Apple Music).
Das hat Apple geschafft, während die (ohnehin seit letztem Jahr rückläufigen) iPhone Verkäufe um 9,2% zurückgegangen sind.
Der Gewinn ist um 3% auf 13,69 Mrd. US-Dollar gefallen, was aber noch über den Erwartungen liegt. Die primären Gründe: Gestiegene Produktionskosten und höhere R&D (Research & Development = Forschung & Entwicklung) Ausgaben.
Was glaubst du, wie groß der Anteil der iPhone Verkäufe am Apple Umsatz ist?
Aktuell sind es ca. 50%. Diese Grafik zeigt die Entwicklung, bereinigt um saisonale Effekte (wie ein neues iPhone-Release oder Weihnachten).
Die folgende Grafik schlüsselt auf, welche Segmente bei Apple für welchen Umsatz sorgen. Dabei steigen die „Wearables“ voraussichtlich über die Umsätze des iPads und der Mac-Produkte.
Da wir auf die Wearables gleich noch genauer eingehen werden, lohnt hier ein genauerer Blick. Scott Galloway, NYU-Professor, hat die Größe dieses Sektors verglichen (fette Hervorhebung von mir):
Apple’s ability to grow their services and wearables business speaks to Tim Cook’s management acumen — the firm is now getting nearly half their revenues from something other than the iPhone. Apple’s wearable group (YOY growth of 37%) is now bigger than McDonald’s and would be a Fortune 150 company. If spun, which it should be (if we had an FTC or DOJ), the business would likely be one of the 20 most valuable firms in the world.
So beeindruckend sieht der Umsatz der Wearables im Vergleich zu anderen Uhren-, Schmuck- und Soundsystemherstellern aus:
#3 – Welche Strategie verfolgt Apple aktuell?
Eine weitere interessante Erkenntnis ist die Preisentwicklung des iPhones. Das iPhone wird günstiger, während die Jahre davor für Preisanstiege bekannt waren.
Der Grund liegt im Customer Lifetime Value (CLV). Der CLV gibt an, wie groß der Gewinn ist, den ein Kunde einem Unternehmen bietet.
Wenn das iPhone günstiger angeboten wird sinkt logischerweise der CLV – aber nur im ersten Schritt. Wenn das iPhone günstiger wird, wird es tendenziell stärker nachgefragt. Hier ist entscheidend, ob die Nachfrage stärker steigt als der Preis reduziert wurde.
Aber es gibt noch einen zweiten Aspekt:
Apple wird immer stärker in Umsätzen aus Services und Wearables, welche primär Folgekäufe des iPhones sind. Das bedeutet: Wer ein iPhone kauft, kauft auch eher eine Smartwatch, Airpods, Apple Music, kostenpflichtige Apps, nutzt Apple Pay, etc.
Das ist auch der Grund, warum Apple beim Kauf eines neuen Apple Produkts einen Jahr Zugang zum Video-Streamingdienst Apple TV+ anbietet. Der neue Dienst wird verbreitet, ein neuer Service etabliert.
Das iPhone ist der Einstieg ins Apple-Ökosystem und in Apples neue Service Strategie. Und der Einstieg wird durch den niedrigeren Preis noch attraktiver gemacht.
Im letzten Earnings Call wurde bekannt, dass die iPhone- und Wearables-Verkäufe höher ausfielen als erwartet, während der Umsatz aus Services leicht unter den Erwartungen blieben.
Eine mögliche Erklärung dafür liefert Ben Thompson: Es gab weniger neue iPhone-Nutzer, sondern überwiegend bestehende, die sich ein neueres Modell zugelegt haben.
The most likely explanation to me is that Apple simply isn’t getting that many new iPhone customers — notice that the two categories that didn’t set all-time records (which in a growing services business, should be happening regularly) were the App Store and AppleCare. The App Store in particular has the most penetration within Apple’s user base and is likely to see the largest growth from any one particular customer whenever that customer first gets an iPhone and starts installing apps. It follows, then, that fewer new-to-Apple customers means slower App Store growth, which, as the biggest contributor to Apple’s Services, means slower Services growth.
Quelle: Ben Thompson, stratechery.com (kostenpflichtig)
#4 – SWOT-Analyse: Wie gut ist das Geschäftsmodell von Apple wirklich?
Kommen wir zur SWOT-Analyse und schauen wir uns an, wie gut das Geschäftsmodell von Apple aktuell aufgestellt ist.
Strengths / Stärken
Lock-In Effekt durch Ökosystem: Burggraben & Wechselkosten
Einer der größten, wenn nicht der größte Vorteil, ist das Ökosystem, das Apple erschaffen hat: Eine Produktpalette, die miteinander perfekt integriert ist und so kaum durch ein Zusammenstellen von Produkten anderer Firmen zu erreichen ist.
Schnellere Kopplungszeiten von Zubehör, maximale Vielfalt der Einstellmöglichkeiten, alle Daten in den gleichen Apps und unzählige Beispiele, die das verdeutlichen. Apple stimmt die eigenen Produkte hervorragend aufeinander ab.
Der CEO Tim Cook sagte dazu vor Kurzem:
“With each Apple product that a customer buys, I think they get tighter into the ecosystem. That’s the reason that they’re buying into, it is they like the experience, the customer experience, and so from that point of view I think each of our products can drive another product.”
Das Ökosystem fördert nicht nur Käufe von weiteren Produkten, sondern erzeugt einen Lock-In Effekt.
Dieser Lock-In Effekt ist zum einen ein Burggraben: Ja, ein chinesisches Unternehmen kann ein iPhone-ähnliches Smartphone nachbauen und günstiger verkaufen. Aber es kann nicht die 1a-Integration mit einer SmartWatch, einem iPad, einem iPad-Stift, Kopfhörern und dem Arbeitslaptop bieten – und schon gar nicht all diese Produkte in dieser hohen Qualität.
Noch vor 5 – 10 Jahren wurde Apple recht günstig bewertet mit KGVs, die teilweise zwischen 10 und 15 lagen, obwohl Apple stark gewachsen ist. Ein Grund für diese günstige Bewertung war die drohende Konkurrenz aus China. Apple hat viele Dinge seit dem richtig gemacht, das starke Ökosystem ist dabei aber ein oft übersehener Burggraben, der kaum zu kopieren ist.
Dieser Lock-In Effekt verursacht außerdem Wechselkosten: Wenn ich mit einem Gerät das Apple Universum verlasse, kann ich womöglich bestehendes Zubehör nicht mehr benutzen oder es ist weniger wertvoll, da die neue Integration etwas schlechter sein wird. Anders gesagt: Kunden haben hohe Wechselkosten.
Starke Markenpositionierung
Apple hat eine wahnsinnig starke Marke, die es ermöglicht, Premium-Preise zu veranschlagen. Das beweisen die hohen Gewinnmargen.
Früher hat Apple mit dem Slogan „Think Different“ geworben und sich als Marke für Querdenker positioniert. Diese Positionierung wäre heute als eines der größten Unternehmen der Welt unauthentisch. Trotzdem: Sucht man auf den größten kostenfreien Bilder-Plattformen nach „office“, findet man fast ausschließlich Apple-Produkte in den gezeigten Büros.
Das zeigt: Die Marke Apple ist stark, attraktiv und begehrt. Eine starke Marke ermöglicht den Start neuer Produkte und ist ein Vertrauensverschuss, der bei allen Aktivitäten hilft, die wir gleich in der SWOT-Analyse anschauen werden.
Datenschutz & Privacy
Datenschutz und Privatsphäre sind aktuell Themen, die im Fokus stehen. Facebook kommt dabei in der öffentlichen Wahrnehmung schlecht weg und investiert dort nun groß. Apple hat dort ein wesentlich besseres Standing.
Beispielsweise nach einem Terroranschlag Dezember 2015 kam es zu einer von mehreren Auseinandersetzungen von Apple mit dem FBI:
Ein US-Gerichtsbeschluss stellt Apple auf die Probe. Per Anordnung hat ein Richter in Kalifornien das Unternehmen aufgefordert, FBI-Ermittlern dabei zu helfen, an Daten zu kommen, die auf einem Apple-Handy gespeichert sind. Gemeint ist das iPhone 5C von Seyd F., der im Dezember gemeinsam mit seiner Frau Tashfeen M. in San Bernardino 14 Menschen getötet hat.
Apple riskiert die Konfrontation mit dem FBI und bietet zwar Kooperation, aber nicht in dem gewünschten Umfang:
Nun verlange die US-Regierung aber etwas, „das wir für zu gefährlich halten“: „Man hat uns aufgefordert, eine Hintertür für das iPhone zu bauen.“ Im Grunde sei es eine um wichtige Sicherheitsfunktionen bereinigte iOS-Version, die sich die Ermittler wünschen. „In den falschen Händen könnte diese Software – die es bis heute nicht gibt – potenziell jedes iPhone entschlüsseln.“ Eine Garantie, dass eine solche Software nur in diesem einen Fall genutzt würde, könne man nicht geben.
Letztlich werde Apple aufgefordert, seine eigenen Nutzer zu hacken, seine eigenen Sicherheitsvorkehrungen zu schwächen und iPhone-Anwender hohen Risiken auszusetzen. Würde Apple tatsächlich dazu gezwungen, könnte die Regierung diese Schwäche ausnutzen, um „Ihre Nachrichten, Gesundheitsdaten und Finanzdaten abzufangen, Ihren Aufenthaltsort festzustellen oder sogar die Kamera und das Mikrofon Ihres iPhones unbemerkt zu aktivieren“.
Apple positioniert sich auf der Seite der Guten. Das zieht zum einen Kunden an, denen diese Themen wichtig sind, und senkt auf der anderen Seite das Risiko von kostspieligen Regulierungen im Datenschutz oder schlechter PR (wie bei Facebook oder Google).
Weaknesses / Schwächen
Tatsächlich ist es aktuell nicht einfach, Schwächen im Geschäftsmodell von Apple zu erkennen. Eine ist aber womöglich die…
Größe – too big to grow?
Apple ist mittlerweile fast 1,5 Billionen US-Dollar, also 1.500 Mrd. USD, wert. Die offensichtliche Frage dabei ist: Wie groß kann Apple eigentlich noch werden?
Diese Frage haben sich Anleger auch schon vor zwei bis drei Jahren gestellt, woraufhin sich Apple nochmal im Wert verdoppelt hat. Es zeigt eine wichtige Erkenntnis: Es gibt kein natürliches Limit. Es muss nicht bei 1,5 Bio. USD Schluss sein, nur weil es kein größeres Unternehmen gibt. Und es gibt kein Gesetz, das verhindert, dass Apple auch 2 oder 3 Bio. USD wert sein könnte.
Nichtsdestotrotz kommen mit wachsender Größe andere Herausforderungen dazu: Einen Geschäftsbereich aufzubauen, der 5 Mrd. US-Dollar wert ist, wäre für viele Unternehmen ein Riesenerfolg. Für Apple wäre es „nur“ der Anstieg im Börsenwert um 0,35%.
Opportunities / Chancen
Neue Services ins Ökosystem integrieren
Das Stärken des eigenen Ökosystems durch neue Services wird auch weiterhin eines der größten Ziele für Apple sein. Dazu gehören unterschiedliche Initiativen:
Der eigene Video-Streaming Dienst Apple TV+, mit dem Apple u.a. mit Netflix, Disney und Amazon Prime Video konkurriert. Hier habe ich den Streaming-Markt analysiert. Mein Kurzfazit:
Ich traue auch Apple zu, ein gutes Programm auf die Beine zu stellen. Auch Apple hat, ähnlich wie Disney, nicht den Monetarisierungsdrang wie Netflix und über die verkauften Geräte und Betriebssysteme viele Möglichkeiten, das Abo als Zusatz zu verkaufen. Bisher ist das Angebot allerdings sehr überschaubar und bedarf noch hoher Investitionen, um signifkant zu werden.
Audio-Streaming
Apple ist ebenfalls im Audio-Streaming Geschäft unterwegs und dort deutlich erfolgreicher als im Video-Streaming. Die Konkurrenten dort sind vor allem Spotify und (wieder) Amazon Music, es gibt aber noch viele weitere Anbieter.
Auch den Audio-Streaming Markt, der neben Musik auch das Wachstumssegment Podcasts umfasst, schauen wir uns in Zukunft noch genauer an.
Weiteres Wachstum der Wearables
Wir haben es bereits gesehen: Die Wearables sind eines der stärksten Wachstumssegmente von Apple. Dazu gehören die Smartwatch, Airpods und Beats Kopfhörer.
Dieses Segment ist im Jahresvergleich um 37% gewachsen. Sollte dieses Wachstum ansatzweise gehalten werden können, besteht hier noch viel Potential. Laut Apple haben bspw. 75% der Käufer der Apple Watch diese zum ersten Mal gekauft, was zeigt, dass der Markt noch längst nicht gesättigt ist.
Apple Pay als Paymentlösung
Apple Pay ermöglicht das Bezahlen, online oder per Smartphone. Das ist dem Segment der Services zuzuordnen.
Der Payment-Markt gilt durch zunehmenden Online-Handel und drahtlose Bezahlmöglichkeiten als einer der größten Wachstumsmärkte. Allerdings tummeln sich auch hier viele Mitbewerber: Visa und Mastercard, PayPal, Amazon Pay, Google Pay, Stripe und mehr.
Apples Vorteil ist auch hier, dass bereits der Zugang zu Kunden besteht, die das Zahlungsgerät – in der Regel das iPhone, das iPad oder die Smartwatch – bereits besitzen.
Prognosen sehen den Umsatz, den Apple mit Apple Pay macht, von aktuell ca. 1 Mrd. US-Dollar auf 4 Mrd. US-Dollar im Jahr 2023 steigen.
Tim Cook betonte im Earnings Call Q4 2019, dass Apple Pay stärker als PayPal wächst und mittlerweile mehr Transaktionen abwickelt:
We had all-time record revenues from payment services. Apple Pay revenue and transactions more than doubled year-over-year, with over 3 billions transactions in the September quarter; exceeding PayPal’s number of transactions and growing 4x as fast. Apple Pay is now live in 49 markets around the world, with over 6,000 issuers on the platform.
We believe that Apple Pay offers the best possible mobile payment experience, and the safest, most secure solution on the market. We’re glad that thousands of banks around the world participate.
Weitere Wachstumsideen
Auch in andere Bereiche, wie das autonome Fahren, investiert Apple. Erst 2019 wurde ein Start Up in diesem Bereich dazugekauft. Auch hier sind die Chancen groß, die Ambitionen von Apple allerdings noch zu vage.
Threats / Risiken
Was sind die Risiken, auf die Apple – neben „normalen“ unternehmerischen Risiken und Nachfrageschwankungen – reagieren muss?
Konkurrenz fürs iPhone
Der Smartphone-Markt wird von neuen Unternehmen in Beschuss genommen: Huawei oder auch Xiaomi haben sich mittlerweile mit sehr guten Smartphones zu attraktiven Preisen etabliert. Das ist vermutlich auch einer der Hauptgründe, warum die iPhone Verkäufe ab 2016 nicht mehr so steil steigen.
Das bedeutet aber auch, dass dieses Risiko bekannt ist – und Apple trotzdem noch reichlich iPhones verkauft. Durch das immer stärker werdende Ökosystem vermute ich, dass Apple einen Burggraben aufbaut, der immer besser wird und kaum ein anderes Unternehmen so nachbauen kann.
Unrentabel in neuen Services
Die Märkte, in die Apple expandiert, sind hart umkämpft: Das Video-Streaming (Marktführer: Netflix), das Audio-Streaming (Marktführer: Je nach Markt Spotify und Apple Music) und der Payment-Markt.
In keinem dieser Märkte steht Apple klar als Sieger fest. Es gibt auch eine realistische Chance, dass Apple in keinem dieser Märkte der relevanteste Player sein wird – auch wenn ich die Chancen im Audio-Streaming und im Payment-Bereich als gut ansehe.
Nichtsdestotrotz bleibt ein Restrisiko, dass hier (a) Investitionen ins Leere gehen oder (b) die Umsätze auf einem niedrigen Niveau verharren, die im Vergleich zur Größe von Apple keine signifikante Rendite bringen.
Corona-Virus
Apple hat die Umsatzprognose wegen des Corono-Virus leicht nach unten korrigiert. Die Gründe: Da die iPhones in China produziert werden, kommt es zu Lieferengpässen. Außerdem sinkt gleichzeitig die Nachfrage aus China. Der Aktienkurs ist daraufhin etwa um 5% gefallen.
Dies nur als Notiz. Ich wage keine Prognose, wie groß der Effekt des Virus noch sein wird oder auch nicht sein wird. Der Markt hat den Effekt eingepreist und ich habe dazu keine klügere Prognose, die zudem auch nichts über das langfristige Geschäftsmodell von Apple aussagt.
#5 – Fazit: Apple Aktien kaufen – macht es jetzt Sinn?
Vermutlich ist dir in der Analyse eins aufgefallen: Es gibt viele Stärken und Chancen, die gegen nur wenige Schwächen und Risiken stehen. Anders gesagt: Das Geschäftsmodell von Apple strotzt vor Stärke.
Die zwei relevanten und kritischsten Fragen, die bleiben, sind:
Wird Apple es schaffen, mit den neuen Initiativen einen so signifikanten Erfolg zu erzielen, dass er zu einer attraktiven Rendite führt?
Rechtfertigt die hohe Qualität die aktuell hohe Bewertung?
Zu 1) Ich gehe davon aus, dass Apple trotz der Größe den Wachstumskurs fortsetzen wird und noch genug Wachstumspotential besitzt. Das ist meine persönliche Einschätzung aus der SWOT-Analyse.
Aber, zu 2) Es ist gerechtfertigt, dass Unternehmen, die „nur“ Services verkaufen, zu höheren KGVs gehandelt werden (In Kürze folgt dazu ein eigener Beitrag). Demzufolge ist es auch in Ordnung, dass Apples KGV steigt, wenn ein größerer Teil der Umsätze und Gewinne durch Services erwirtschaftet wird. Nichtsdestotrotz ist das KGV recht hoch dafür, dass Apple heute noch zum Großteil ein Hardware-Unternehmen ist – mit allen Risiken und Kapitaleinsätzen, die dieses Geschäftsmodell birgt.
Unterm Strich halte ich das KGV für angemessen, wenn wir uns die Qualität des Unternehmens anschauen.
Nehmen wir eine andere Betrachtungsposition ein: Ein KGV von 25 bedeutet eine Gewinnrendite von 4% p.a. Investierst du heute 100€, erwirtschaftet Apple damit 4€ – wohlgemerkt ohne, dass darin schon ein Gewinnwachstum eingeplant wäre. So gesehen ist das Abwärtsrisiko aus meiner Sicht aktuell begrenzt (normale Marktrisiken hier ausgeklammert).
Eine Discounted Cashflow Analyse auf Seeking Alpha, die auf den aktuellen Wachstumszahlen aufbaut und diese nach aktuellen Schätzungen fortschreibt, kommt auf eine jährliche Rendite von 5,33%. Darin ist jedoch keine neue Produktentwicklung inkludiert und für einige Wahrnehmungen zu niedrige Wachstumsraten für die wachstumsstarken Segmente angenommen.
Sollte Apple dies hinbekommen – weiterhin profitabel Produkte ergänzen und die Wachstumsraten hoch halten -, könnte auch einen Rendite Richtung 10% pro Jahr wieder möglich sein. Das klingt enorm, würde mich aber nach dieser Analyse nicht verwundern.
Unterm Strich ist das meine Einschätzung von Apple:
Mein Fazit:
Ich habe bisher nicht in Apple investiert, außer indirekt durch ETFs, wo Apple eine der größten Positionen darstellt. Ich werde Apple trotz des zurückliegenden Anstiegs in die engere Auswahl nehmen.
Disney macht durch den Einstieg in den Streaming-Markt Schlagzeilen. Hinter dem Unternehmen steckt aber mehr als das.
In der letzten Woche habe ich die Streaming Wars analysiert. Die Analyse kannst du hier nachlesen. Die wichtigsten Erkenntnisse fasse ich gleich noch einmal zusammen.
Solltest du Facebook Aktien kaufen oder nicht? Wie steht Facebook, das Unternehmen rund um die sozialen Netzwerke Facebook, Instagram und WhatsApp aktuell da?
Ich gebe dir zu Beginn einen kürzen Überblick über das Unternehmen Facebook. Anschließend unterziehe ich Facebook einer SWOT-Analyse. Anschließend ziehe ich ein Fazit zur Facebook Aktie und beantworte dir, ob es interessant ist Facebook Aktien zu kaufen oder nicht.
Ich halte mich dabei an das 80/20 Prinzip, nach dem 20% des Aufwands für 80% des Erfolgs verantwortlich sind. Anders gesagt: Wir werden hier nicht jedes Detail durchgehen, sondern konzentrieren uns auf das, was wirklich wichtig ist.
Wenn ich hier Facebook erwähne, beziehe ich mich dabei übrigens – wenn nicht anders gekennzeichnet – standardmäßig auf das gesamte Unternehmen, nicht nur auf das blaue soziale Netzwerk.
#1 – Überblick über das Unternehmen „Facebook“
Facebook – oder genauer gesagt Facebook Inc. – ist das Unternehmen, das soziale Netzwerke wie Facebook, Instagram und WhatsApp vereint.
Neben den sozialen Netzwerken hat Facebook u.a. noch Unternehmen im Bereich Virtual Reality (Ocolus VR), überlegt eine eigene Kryptowährung zu initiieren (Libra)
Die Fakten
So hat sich der Aktienkurs seit IPO 2012 entwickelt:
Einige Fakten zum Unternehmen:
2,8 Milliarden Menschen nutzen einen der Facebook-Dienste (Facebook, Instagram, WhatsApp oder Messenger) 2,2 Milliarden Menschen nutzen mindestens einen oder mehrere dieser Dienste täglich 1,62 Milliarden Nutzer sind täglich alleine auf Facebook aktiv (+9% im Vergleich zum Vorjahr) 140 Millionen Unternehmen sind auf Facebook aktiv 17,7 Milliarden USD Umsatz im Q3 2019 98,5% des Umsatzes stammt aus Werbeerlösen, 1,5% aus Zahlungsprozessen 28% mehr Umsatz über Anzeigen als vor einem Jahr 94% des Umsatz von Anzeigen sind mobil
Hier kannst du darüber hinaus alle Kennzahlen und hier die neuesten Meldungen von Facebook selbst einsehen.
Wie verdient Facebook Geld?
Die Gleichung für die Umsätze Facebooks aus dem Werbegeschäft, das aktuell über 98% der Umsätze ausmacht, sieht vereinfacht wie folgt aus:
Umsatz = [Anzahl der Nutzer] x [Aktivität der Nutzer] x [Frequenz der Werbeanzeigen] x [Kosten je Werbeeinblendung]
Daraus resultieren 4 übergeordnete Faktoren, an denen Facebook ansetzen kann, um die Umsätze zu steigern: Die Nutzerzahl, die Aktivität der Nutzer, die Werbefrequenz und die Kosten je Werbeeinblendung.
Wer sind die Konkurrenten von Facebook im Bereich der sozialen Netzwerke?
Viele gibt’s nicht. Alphabet bzw. Google hat es damals versucht mit Google+ ein soziales Netzwerk aufzubauen, welches allerdings gescheitert ist.
Snapchat ist mit 210 Mio. täglich aktiven Nutzern ebenfalls als Konkurrent zu nennen. Diesen hat Facebook allerdings durch simples Kopieren einiger Funktionen, bspw. der Story-Funktion, auf weitem Abstand gehalten.
Daneben sind noch der Kurznachrichtendienst Twitter zu nennen, das aufstrebende chinesische Unternehmen TikTok (welches vor allem bei der jungen Zielgruppe beliebt ist) und im Business-Kontext die sozialen Netzwerke LinkedIn und Xing.
#2 SWOT-Analyse: Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken der Facebook-Aktie
Nun schauen wir genauer auf die Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken des Geschäftsmodells von Facebook
Vorab der Hinweis: Einige Punkte werde ich hier nur kurz erwähnen und in Zukunft eigenständig ausführlicher behandeln, da es sonst hier den Rahmen sprengen würde.
S – Strengths / Stärken
Mark Zuckerberg
Mark Zuckerberg hat Facebook gegründet und seitdem sehr erfolgreich geführt. Mit Sicherheit hat auch er in den vergangenen Jahren einige Fehlentscheidungen getroffen, unterm Strich hat er allerdings bewiesen, dass er das Unternehmen erfolgreich führen kann.
Dazu kommt: Er ist eine Konstante im Unternehmen. Anders als in den Unternehmen, in denen die CEO-Rolle immer nach ein paar Jahren neu besetzt wird.
Kluge Akquisitionen
Facebook hat Instagram 2012 für ca. 1 Mrd. US-Dollar gekauft. Ein Preis, der damals oft belächelt wurde, sich heute allerdings um ein Vielfaches rentiert hat. Schätzungsweise beträgt allein der Umsatz aus Instagram aktuell über 10 Mrd. US-Dollar pro Jahr.
2014 hat Facebook den Messenger WhatsApp für 19 Mrd. US-Dollar akquiriert. Hier ist noch kein Fazit möglich, ob es sich gelohnt hat oder nicht. Aktuell startet Facebook erste Versuche WhatsApp zu monetarisieren, bspw. dadurch, dass Unternehmen zahlen, um ihre Kundenkommunikation darüber abwickeln zu können.
Gerade bei Instagram wird eins offensichtlich: Facebook stärkt seine Rolle in den sozialen Netzwerken. Facebook erzielt mehr Umsatz. Und durch die Verknüpfung von Facebook und Instagram erhalten beide soziale Netzwerke Zugriffe auf mehr Datenpunkte der Nutzer, sodass auf beiden Netzwerken deutlich relevantere Werbung ausgespielt werden kann.
Relevantere Werbung führt zu einer höheren Zahlungsbereitschaft der Unternehmen, die dort Werbung schalten wollen, und steigert damit den vierten Faktor der Umsatzgleichung (siehe oben).
Kundenzugang in GAFA-Ökonomie
Facebook hat sich einen Status aufgebaut, der schwer anzugreifen ist. Es gibt einige koexistierende soziale Netzwerke, allerdings keins, das für Facebook aktuell eine große Gefahr darstellt. Deshalb ist Facebook Teil von „GAFA“.
Die GAFA-Ökonomie, benannt nach Google, Apple, Facebook und Amazon, ist dadurch gekennzeichnet, dass der Zugang zum Kunden heute fast nur noch über diese vier Unternehmen möglich ist.
Nahezu an jeder Werbekampagne oder Ansprache von Kunden, die andere Unternehmen vornehmen, verdient eines dieser vier Unternehmen mit: Apple durch Smartphones & PCs, Google durch Smartphones, PCs & Online-Werbung (Suche, YouTube, Bannerwerbung), Amazon als direkte Anlaufstelle für Produktsuchen und Facebook durch Online-Werbung auf Facebook & Instagram.
Hohe Gewinnmargen
Typisch für Tech-Unternehmen sind hohe Gewinnmargen. Die operative Marge bei Facebook lag im letzten Quartal bei 41% und ist im Vergleich zum Vorjahr damit ziemlich stabil geblieben.
Hohe Gewinnmargen können schlecht sein, wenn sie dadurch Konkurrenz anziehen, die diese Margen zerstört. Bisher weisen aber weder die Zahlen noch aufstrebende Konkurrenz darauf hin, dass Facebooks Margen sinken werden.
Mobile Advertising
Die Bedeutung von mobilen Geräten (Smartphones & Tablets) im Werbemarkt wird immer größer. „Mobile first“ ist die Devise.
Gerade in diesem Markt ist Facebook sehr gut aufgestellt. Ein Großteil der Erlöse kommt über mobile Werbelösungen. Ein Treiber dessen: Die Stories-Funktion. COO Sheryl Sandberg sagt zum Einfluss der Stories:
„Stories is a big part of the success. We’ve had I think a lot of success moving advertisers to where people already are. That’s what happened with mobile ads. People weren’t really doing mobile ads and we helped them get there. I think we’ve taken our experience on how to help advertisers migrate to the right places and been able to do that even more quickly in new formats like Stories.“
Dazu kommt, dass auch WhatsApp ein mobiler Kommunikationskanal ist, der die gute Stellung von Facebook im mobilen Werbemarkt langfristig stärken kann.
Netzwerkeffekte
Eine Stärke von Facebook liegt in den Netzwerkeffekten, die es so schwer machen, das Netzwerk anzugreifen. Netzwerkeffekte sind ein Faktor, den viele Tech-Unternehmen für sich zu wissen nutzen – mehr Beispiele dazu in Kürze.
Das Produkt – hier Facebook, Instagram oder WhatsApp – wird umso besser, je mehr Menschen es nutzen. Gleichzeitig wird es umso schwerer zu wechseln. Wenn nur du den Messenger wechselst, der Rest deiner Kontakte aber noch bei WhatsApp ist, wirst du schnell merken, wie Netzwerkeffekte dich wieder zu WhatsApp ziehen.
Je größer das Netzwerk, desto höher der Wert des Produkts für alle Nutzer. Dieses Konzept – neben den hohen Margen und der Skalierbarkeit – stärkt das Geschäftsmodell von Facebook und macht es schwer anzugreifen.
W – Weaknesses / Schwächen
Die einzige richtige Schwäche, die Facebook offenbart, ist eine recht große und für einige Geschäftsbereiche relevante:
Fehlendes Vertrauen
Mark Zuckerbeg muss sich regelmäßig in teilweise recht skurillen Befragungen rechtfertigen. Datenschützer und Politiker beäugen Facebook sehr skeptisch.
Einer der Auslöser war der Skandal rund um Cambridge Analytica. Diese sind unerlaubterweise an persönliche Daten von 87 Mio. Menschen gelangt. Seitdem gibt es immer wieder Kritik bezüglich des Datenschutzes, den Facebook vernachlässigt.
Nicht zuletzt deshalb ist Facebook in letzter Zeit sehr bemüht, das Image zu verbessern: Durch gezielte Werbekampagnen und PR, wie bspw. die Nachricht vom März 2019 mit dem Titel „Mark shares his vision for a privacy-focused social platform“.
O – Opportunitites / Chancen
Ich sehe bei Facebook viele Möglichkeiten für weiteres Wachstum. Vor allem: Social Commerce, Monetarisierung von WhatsApp und das Wachstum in Schwellenländern.
Social Commerce durch Instagram Checkout
Unternehmen haben auf Facebook und Instagram die Möglichkeit, entweder über organische oder bezahlte Beiträge – Posts, Stories etc. – ihre Marke aufzubauen und Produkte zu verkaufen. Gerade durch das immer stärker werdende Influencer Marketing, vor allem auf Instagram, gewinnt dies an Bedeutung.
Es ist aber bisher immer ein Zwischenschritt nötig: Möchte ein Nutzer ein Produkt kaufen, muss er die jeweilige Webseite besuchen, sich durchnavigieren, seine Zahlungsdaten hinterlegen etc.
Facebook versucht nun, diesen Prozess zu vereinfachen und davon mehr abzukommen, als nur die Erlöse, wenn eine Werbung gebucht wird. Facebook möchte den Zahlungsprozess übernehmen.
Es läuft so ab: Du entdeckst ein Produkt, das du kaufen möchtest. Du klickst es an. Deine Zahlungsdaten sind schon hinterlegt, falls du schon bestellt hast. Fertig. Dein Bestellstatus kannst du bei Instagram nachverfolgen.
Schon in der Vergangenheit gab es einige Schritte von Instagram, um das Shopping-Erlebnis zu verbessern und zu fokussieren – bspw. durch die Möglichkeit, Produkte direkt auf Bildern verlinken und anklicken zu können. Nun wird der Instagram Checkout mit ersten Marken wie Adidas, Nike, Prada und mehr getestet.
Sollte die Lösung gut umgesetzt werden, kann es das Kundenerlebnis deutlich verbessern. Und was hat Facebook davon?
Facebook kann einen Prozentsatz von jeder Bestellung als Gebühr verlangen.
Facebook erhält mehr und noch genauere Nutzerdaten durch die Bestellungen.
Facebook zieht noch mehr Werbegelder zu sich, da Unternehmen das direkte Shopping-Feature nutzen wollen (oder nutzen müssen).
In meinen Augen eine große Wachstumschance, die auf vielen Ebenen Vorteile bietet – für Nutzer und für Facebook.
Monetarisierung von WhatsApp
WhatsApp war ein 19 Mrd. US-Dollar Zukauf, der bisher keine signifikanten Erlöse beisteuern könnte. Jedoch nutzen über 1,5 Mrd. Nutzer mind. einmal im Monat den Messenger-Dienst, was eine Menge Potential birgt. Allein 58 Mio. Menschen in Deutschland nutzen WhatsApp täglich.
Nur um das einzuordnen: Würde Facebook es schaffen, mit jedem Nutzer bei WhatsApp 2$ im Jahr zu verdienen, wären es immerhin 3 Mrd. USD im Jahr an Zusatzumsatz.
Allerdings ist die Monetarisierung bisher nicht so einfach wie auf den anderen Plattformen: Wie würden Nutzer auf Werbung reagieren? U.a. wegen unterschiedlicher Auffassungen dazu hat der WhatsApp-Gründer das Unternehmen verlassen.
Aber wie kann Facebook konkret mit WhatsApp Geld verdienen?
Erste Möglichkeit: Facebook bietet Unternehmen kostenpflichtige Profile an, die sie zur direkten Kundenkommunikation nutzen können. Unternehmen können dadurch direkt dort mit Kunden kommunizieren, wo sie sich tagtäglich ohnehin aufhalten – ohne Mails, Fax, Telefonieren etc.
Zweite Möglichkeit: WhatsApp integriert Zahlungsmöglichkeiten.
WeChat, das chinesische Äquivalent zu WhatsApp, macht es vor. Dort kann über die App nicht nur kommuniziert, sondern auch bezahlt werden.
Dieser Schritt kann auch für WhatsApp interessant sein, da er (a) das Nutzererlebnis verbessert und (b) eine Erlösquelle für Facebook darstellt. Facebook arbeitet zudem an Libra, einer Kryptowährung, was diese Strategie unterstützen würde.
Aber: Zahlungsabwicklung ist von Vertrauen geprägt. Dieses Vertrauen fehlt bei Facebook aktuell, was eine solche Lösung erschwert.
Ich glaube, dass in WhatsApp noch großes Potential liegt. Dieses wird jedoch vermutlich kurzfristig nicht für hohe Umsätze sorgen, sondern eher ein langfristiger Bestandteil sein, der ausgebaut wird.
Natürliches Wachstum
Ein Teil der Umsatzgleichung für Facebook besteht in der Anzahl der Nutzer. Facebook muss dabei nicht immer nur neue Funktionen einbauen, um zu wachsen. Teilweise muss Facebook einfach nur das weitermachen, was ohnehin schon funktioniert.
Die Affinität für Digitales, die Verfügbarkeit von Internet und die Nutzung von Smartphones nimmt weltweit zu, was für natürliches Wachstum von Facebook führt.
Auch die Erschließung neuer Regionen braucht Zeit. Unternehmen müssen sich an neue Werbeformate anpassen. Netzwerke wachsen in der Regel nicht von heute auf morgen, sondern stetig über einen längeren Zeitraum. Dieses Wachstum ist natürlich und braucht etwas Geduld, kann aber ohne weitere Funktionen zu steigenden Umsätzen führen.
Höherer ARPU in Schwellenländern
Der ARPU ist der „Average Revenue Per User“, also der durchschnittliche Umsatz, den ein Nutzer für Facebook generiert. Interessant ist dabei der Vergleich des APRUs von Facebook in den unterschiedlichen Regionen.
In Nordamerika, dem Kerngebiet, erzielt Facebook einen ARPU von 30 – 35$. In Europa etwa 10$, im asiatisch-pazifischen Raum ca. 3$, im Rest der Welt 2$.
Die Reihenfolge ist nicht sonderlich verwunderlich, da es die Kaufkraft der einzelnen Regionen widerspiegelt. Aber: Der hohe ARPU in Nordamerika zeigt auch, dass in vielen Regionen der Welt noch großes Potenzial besteht, um die Erlöse je Nutzer zu steigern.
Die Faktoren, die dabei von Region zu Region variieren, sind:
die Kaufkraft der Zielgruppe (die in Schwellenländern langfristig vermutlich deutlich steigen wird)
die Verfügbarkeit von Daten (die bspw. durch die DSGVO in Europa erschwert wird)
das Nutzungsverhalten
die Nutzung von digitalen Kanälen durch Unternehmen, die Werbung schalten
Auf einige dieser Faktoren hat Facebook direkten Einfluss, auf andere nicht. Der Vergleich zeigt aber, dass (a) noch mehr Monetarisierungspotential besteht und (b) einige Trends, wie das wirtschaftliche Aufholen der Schwellenländer oder das natürliche Wachstum, dies unterstützen können.
Payment-Lösungen (Libra & Facebook Pay)
Facebook ist und bleibt experimentierfreudig, vor allem im Bereich der Zahlungsabwicklung.
Zum einen gibt es Libra. Eine geplante digitale Währung, die digitalen Zahlungsverkehr, ähnlich wie eine Krypotwährung, ermöglichen soll. Es gibt eine Association, der einige namhafte Unternehmen angehören (wie Spotify, Vodafone und Uber). Facebook hat bisher aber starken Gegenwind erhalten – wegen Bedenken bezüglich des Datenschutzes, des Einflusses aufs Währungssystem und des ökonomischen Einflusses.
Die komplette Erklärung des Systems wäre hier zu komplex, dies werden wir aber in der Zukunft hier vertiefen, wenn Facebook die Bemühungen dahingehend verstärkt.
Eine einfachere Lösung als das Aufsetzen einer Kryptowährung, welches komplett unabhängig von Libra funktioniert, ist allerdings in Sicht: Facebook Pay.
Dieses System ist eher vergleichbar mit PayPal. Mark Zuckerberg sagt selbst auf einer Entwicklerkonferenz, dass es „so einfach sein sollte, Geld an jemanden zu senden, wie es ist, ein Foto zu senden“.
Über Facebook Pay sollen (a) Produkte bezahlt (siehe Chance zum Instagram-Checkout), (b) Geld an Freunde gesendet und (c) Geld gespendet werden können.
Die Chance: Facebook nutzt die bestehende Nutzerbasis und verdient am Zahlungsverkehr mit, ähnlich wie Apple und Google bereits eigene Payment-Lösungen implementiert haben. Vor allem in Kombination mit den bereits erwähnten Shopping-Funktionen eine sinnvolle Ergänzung.
Das Problem: Facebook fehlt aktuell Vertrauen, eine Grundvoraussetzung für eine solche Zahlungsabwicklung. Dieses Vertrauen fehlt bei Nutzern, aber auch bei Gesetzeshütern, was die flächendeckende Implementierung – zumindest kurzfristig – erschweren könnte.
Weitere Chancen & Maßnahmen
Wir können hier nicht alles besprechen. Deshalb seien ein paar weitere Maßnahmen nur kurz erwähnt, die Facebook plant oder umsetzt:
Facebook Gruppen sollen verstärkt genutzt und beworben werden.
Facebook News soll eine kuratierte Übersicht über unterschiedliche Nachrichtenportale bieten.
Oculus Rift bietet AR / VR Equipment an. Darin sieht Zuckerberg nach wie vor großes Potential, wenn auch langsameres Wachstum als erwartet.
Instagram testet aktuell aus, die Anzahl der Likes auf Instagram auszublenden. Das könnte laut Ben Thompson (nur für Mitglieder) u.a. deshalb ein Schritt sein, um perspektivisch einen größeren Teil vom Influencer-Kuchen abzubekommen.
T – Threats / Risiken
Was sind die Entwicklungen, die Facebooks Geschäft bedrohen könnten?
Regulierungen
Es gibt zwei Gründe, warum Facebook regulatorische Eingriffe drohen: 1. Die Datenschutzskandale. 2. Die Größe und Zukäufe Facebooks.
Zu 1, dem Datenschutz: Die Debatten…
wie Cambridge Analytica Zugang zu persönlichen Daten bekommen konnte,
über die Nutzung von politischen Anzeigen auf Facebook zum Vorteil von Donald Trump bei der Präsidentschaftswahl,
ob Facebook „Lügen“ verbieten und nicht ausstrahlen sollte (wobei ich mich frage, ob wir wirklich wollen, dass ein privates Unternehmen entscheidet, was eine Lüge ist und was nicht und ob das die beste Lösung ist um „Fake News“ zu begegnen)
…führen dazu, dass Facebook (a) Geld in mehr Privatsphäre investiert, (b) Geld in Kampagnen & PR diesbezüglich investiert, damit die Nutzer davon erfahren und (c) zukünftig genauer beäugt wird.
Zu 2, der Größe: Monopole sollen in Marktwirtschaften vermieden werden, da es – in der Theorie – förderlichen Wettbewerb verhindern kann. Facebook ist kein Monopol, aber – durch Zukäufe und Kopieren von Funktionen anderer Netzwerke – mit Abstand in der stärksten Stellung.
Das haben mittlerweile auch viele Politiker gesehen. Das betrifft allerdings nicht nur Facebook, sondern auch die Amazon Aktie, Alphabet Aktie und in Teilen auch die Apple Aktie.
Wie sich diese Risiken konkret äußern werden ist ungewiss. Facebook muss aber Geld in die Hand nehmen, um sein Image zu verbessern und tatsächlich am Datenschutz zu arbeiten. Bei zu starken Expansionen wird zukünftig noch genauer hingeschaut als ohnehin schon. Und nicht zuletzt könnte das fehlende Vertrauen zu Regulierungen führen, die Einstiege in neue Geschäftsbereiche, wie das Payment-Geschäft, verhindern.
Marktsättigung in Industrienationen
Der erste Faktor der Umsatzgleichung ist die Anzahl der Nutzer. Gefühlt wird schon seit Jahren in. Deutschland darüber diskutiert, dass Facebook „tot“ sei. Die Nutzungszahlen zeigen, dass es so nicht gekommen ist.
Nichtsdestotrotz ist es natürlich ein Risiko: Die Nutzerzahlen in den Industrienationen sind aktuell am oberen Ende. Es ist nur noch wenig Potential nach oben, dafür aber die Gefahr, dass die. Nutzerzahlen sinken.
Facebooks Vorteil: Selbst, wenn das soziale Netzwerk Facebook weniger genutzt wird, wird ein Netzwerk wie Instagram mehr genutzt. Das bedeutet: Der Nutzer bleibt oftmals in einem Netzwerk, das zu Facebook gehört.
Wenig Potential bei Frequenzerhöhungen
Der dritte Faktor der Umsatzgleichung ist die Frequenz der Werbeeinblendungen: Wenn ein Nutzer am Tag 100 „Objekte“ (Posts oder Stories) sieht, sorgt eine höhere Frequenz, in der Werbeinhalte auftauchen, für eine höhere Monetarisierung. Zu viel Werbung verstößt allerdings Nutzer.
Facebooks Vorteil: Durch immer besser werdende Möglichkeiten zur Zielgruppenansprache wird die Werbung immer relevanter. So relevant, dass immer wieder diskutiert wird, ob Facebook Gespräche über das Smartphone mithören kann oder einfach sehr genau weiß, welche Werbung dich in dem jeweiligen Moment interessiert.
Je relevanter die Werbung ist, desto weniger stört sie. Trotzdem gibt es Grenzen.
Auf Instagram ist aktuell bei meinen stichprobenartigen Tests jedes 4. Objekt, sei es eine Story oder ein Beitrag im normalen Feed, eine Werbeanzeige. Ich glaube, dass diese Frequenz kaum erhöht werden kann, ohne Nutzer zu vergraulen. Die Hebel müssen also in anderen Maßnahmen als der Frequenz liegen, die gefühlt am Maximum angekommen ist.
Bedrohung durch chinesische Plattformen
WeChat und TikTok sind zwei Beispiele von chinesischen Plattformen, die auf den Markt kommen und Facebook Marktanteile abnehmen könnten. Gerade TikTok ist bei der sehr jungen Zielgruppe (13 – 18) beliebt.
Die Größe verschafft Facebook hier allerdings einen Vorteil. Dazu kommt, dass die Zielgruppe TikToks für Werbetreibende – zumindest jetzt – nicht sehr interessant ist. Auch Debatten rund um die Einschränkung von Inhalten, wenn sie den Betreibern oder der Regierung nicht gefallen, wird TikTok schwächen und Facebook als Freiheitskämpfer stärken.
WeChat wird bisher fast ausschließlich in China genutzt. Einen flächendeckenden Markteintritt in die westlichen Industrienationen halte ich für schwierig, da (a) es bereits gute Lösungen von Facebook gibt, bei denen die Nutzer aufgrund von Netzwerkeffekten nur schwer zum Wechseln zu überzeugen sind und (b) vertrauen wir chinesischen Unternehmen noch weniger, als wir Facebook vertrauen.
#3 Fazit: Solltest du Facebook Aktien kaufen oder nicht?
Was ist also das Fazit aus dieser Analyse und meine abschließende Meinung zur Facebook-Aktie?
Rein optisch überwiegen die Chancen und Stärken die Risiken und Schwächen. Und inhaltlich meiner Meinung nach ebenfalls.
Das aktuelle KGV liegt bei 31. Das bedeutet: Auf jeden Euro, den du in die Facebook-Aktie investierst, erhältst du – sollte der Gewinn gleich bleiben – ca. 3% Rendite pro Jahr.
Das ist eine recht pessimistische Annahme. Die Analysten gehen von steigenden Gewinnen und einem erwarteten KGV von 21 aus.
Glaubst du, dass Facebook unter Anbetracht dieser Analyse in Zukunft eher höhere oder niedrigere Gewinne einfahren wird?
Ich gehe von höheren Gewinnen aus und langfristigen Wachstumspotentialen aus. Dazu gehört der Instagram Checkout, Wachstum in Schwellenländern (sowohl Nutzer als auch Umsatz je Nutzer), die Monetarisierung von WhatsApp und Payment-Lösungen.
Wegen der aktuell schlechten Außendarstellung glaube ich, dass dieses Wachstum etwas langsamer stattfindet und Facebook vorsichtiger agieren wird. Es könnte zudem neue Markterschließungen, wie den Markt um Payment-Lösungen, erschweren. Aber: Weiteres Wachstum halte ich für sehr wahrscheinlich.
Eine Verfünffachung ist bei dieser Aktie in absehbarer Zeit selbstverständlich nicht realistisch und auch temporäre Rückschlüge sind, vor allem durch die politische Komponente, zu erwarten. Das Verhältnis von Chancen zu Risiken unter Berücksichtigung der KGVs und das auf starken Finanzkennzahlen (niedrige Verschuldung, hohe Marge) aufsetzende Geschäftsmodell stimmt mich aber mittel- und langfristig optimistisch.
Deshalb halte ich meine Facebook-Aktien weiterhin und würde diese auch zum aktuellen Kursniveau nachkaufen. (Das ist keine Anlageempfehlung, sondern nur meine persönliche Vorgehensweise!)
Was sagst du zur Facebook-Aktie? Glaubst du, dass sie Potential hat? Gibt es noch weitere Punkte, die man deiner Meinung nach berücksichtigen sollte?